Collaborative Leadership ist: Kommunikation

In unserer Studie "Leading in the Digital Age" haben wir unsere Interviewpartner gefragt, welche Fähigkeiten heute am wichtigsten für Führungskräfte sind. Es ist nicht verwunderlich, dass das Thema Kommunikation ganz oben stand. An zweiter Stelle standen Empathie und Vertrauen. Zusammengenommen bilden die drei Begriffe die Grundlage für einen neuen Ansatz von Kommunikation in Organisationen, eine "organizational communication".

Organizational Communication ist persönlich und direkt, die Führungskräfte sprechen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und nicht zu ihnen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen aktiv teil an der Gesamtkommunikation und es gibt eine klare und bekannte Kommunikationsagenda. Schon an diesen kurzen Stichpunkten wird klar, dass für eine Organizational Communication ganz andere Anforderungen an Führungskräfte gestellt werden. Wir erleben heute in vielen Organisationen, dass dies von Führungskräften erwartet wird und zugleich an vielen Stellen sowohl die Instrumente als auch die Kompetenzen dafür fehlen. Deshalb versuchen wir, sowohl in unseren Leadership Development Programmen als auch in unseren Beratungsprojekten, die "Kommunikation der Organisation" als wichtigen Bezugspunkt in den Fokus zu rücken und Führungskräften zu vermitteln, dass sie Teil davon sind.

Einer unserer Gesprächspartner beschreibt die Herausfordeurng so: “Communication flows, people are well educated, they know more, I can see that in that sense, I have a person to lead and an expert in my unit. I will not be the best expert. That means organizations go flatter. I cannot filtrate my opinion that makes leading more complex.”

Lesen Sie mehr dazu in unserer Studie.

Führung ist Führung, aber digitale Führung ist mehr.

Die Art und Weise, wie Führung verstanden wird verändert sich. Lange Zeit konzentrierte sich Leadership Research auf „den Führenden“, auf seine Eigenschaften, sein Verhalten, seine Skills und die entsprechenden Tools. Doch der Fokus weitet sich – spätestens seit den 1980ern – und nimmt mit der Verbreitung von computerbasierter Kommunikation deutlich zu: Shared, distributive, collaborative, cooperative, adaptive, complexity, virtual, postheroic oder e-leadership und auch die Ansätze zu Followership sind Versuche Führung unter Betracht von Heterarchie, zunehmender Komplexität und globaler Zusammenarbeit zu verstehen (für Reviews siehe hier und hier).

Allen diesen Ansätzen ist gemein, dass sie den Fokus nicht mehr allein auf die Führungsperson legen sondern auch die Geführten und vor allem die Interaktionen zwischen ihnen in den Fokus nehmen. Einige der Ansätze lösen das Verhältnis von Führenden und Geführten ganz auf und sprechen stattdessen von sich selbst Führenden Systemen, adaptiven Systemen oder leaderful organizations, während andere Ansätze eher eine Rotation oder Aufteilung der Führungsrolle beschreiben. Auf der Metaebene ist hier die Frage nach Kausalität und Komplexität entscheiden (können in Teams Ursache – Wirkungs – Zusammenhänge beobachtet werden, die Eindeutung auf Führende zurückzuführen sind oder sind es emergente Prozesse der Selbst-Führung von Teams die wir beobachten?).

Viele Tätigkeiten, die typischer Weise mit Führung verbunden werden, wie Feedback, Motivation, Agenda Setting, sind gerade im digitalen Kontext besonders herausfordernd. Mit dem Fortschreiten der technischen Möglichkeiten wachsen die Anforderungen an Führende mit. Forschung zu E-Leadership untersucht z.B. wie Vertrauensbeziehungen in virtuellen Teams aufgebaut werden können und wie die Technologie das Kommunikationsverhalten innerhalb von Teams beeinflusst (z.B. Avolio et. al 2001). In diesem Bereich ist die Theoriebildung aber noch der Empirie voraus.

Auch unsere Studie zu Leadership in the digital age kann als Beitrag zu diesem Paradigma gezählt werden. Im Fokus steht die Fragestellung, ob es Startups mit digitalen Geschäftsmodelle gelingt Führung anders zu gestalten, als Organisationen, die erst in die digitale Welt "emigrieren" müssen. In der Theorie spricht viel dafür, aber ob die Praxis dem entspricht, dazu wissen wir bald mehr.